Herbert Rosendorfer
Geboren 1934 in Gries/Bozen, er zog 1939 mit seinen Eltern nach München; Abitur, ein Jahr an der Akademie der Bildenden Künste, dann Jurastudium. 1959 Erstes und 1963 Zweites Staatsexamen, Assessor bei der Staatsanwaltschaft in Bayreuth, Staatsanwalt in München und von 1969-1993 Amtsrichter in München. Bis 1997 Richter am Oberlandesgericht in Naumburg. Seit 1990 Professor für bayrische Literaturgeschichte. Er lebte zuletzt in Eppan/St. Michael in der Nähe von Bozen in Südtirol. Herbert Rosendorfer starb am 20. September 2012.
Herbert Rosendorfer war einer der humorvollsten und unterhaltsamsten Schriftsteller. Zugleich einer der produktivsten. Ich möchte ihn mit diesem Beitrag ein wenig würdigen.
Rosendorfer war, ein „dichtender Richter“. Damit ist sein Beruf des Amtsrichters gemeint, den er viele Jahre bis zu seiner Pensionierung ausgeübt hat. Gewiß war und ist er kein „richtender Dichter“, denn er sagte von sich selbst: „Des einen bin ich aber sicher: Ich habe keine Botschaft, ich habe keinen Auftrag, keine Sendung oder sowas, sonst würde ich Predigten schreiben“ (Bruno Weder, Seite 17)
Vor vielen Jahren hat er in einem Brief an eine Butzbacher Schulklasse Folgendes geschrieben, von dem ich glaube, dass es seine „Position“ als Schriftsteller sehr treffend wiedergibt:
„Ich glaube nämlich, dass die Literatur nicht imstande ist, die Gesellschaft zu beeinflussen. Ich kenne kein Beispiel aus der Geschichte, dass eine literarische Richtung etwa eine Revolution hervorgerufen hätte… Ich versuche also, jedes direkte Engagement zu vermeiden. (Es ist ja auch ein alter Hut, und wer wüßte das besser als Schüler: je direkter etwas einem gesagt wird, desto weniger wirksam ist es. Wenn man etwas erreichen will, muß man es hintenherum versuchen). Was bei mir – vielleicht – als meine gesellschaftliche, politische und sonstige Auffassung in meine Arbeiten einfließt, sind altmodische Dinge, die heute gering im Kurs stehen: das Verlangen nach Freiheit, nach Unabhängigkeit, nach Toleranz und – man traut es sich fast nicht mehr zu sagen – nach Menschlichkeit.“
Rosendorfers Werk umfaßt über 50 Bücher. Dazu zählen Romane, Erzählungen, Gedichte, Biographien. Er hat Drehbücher für Fernsehsendungen geschrieben, Theaterstücke. Was vielen Lesern nicht so bekannt sein dürfte ist, daß er auch malte, zeichnete („Die Schönen des Waldes“) und komponierte. Er hat für viele Zeitschriften und andere Periodika Artikel verfasst, so zum Beispiel für die Süddeutsche Zeitung, Spiegel, Playboy, Aviso, Merian. Von seinem Werk sind etliche Hörbücher erschienen, z. B. ‚Die Kellnerin Anni‘ und ‚Briefe in die chinesische Vergangenheit‘, von denen er viele selbst gesprochen hat.